Mensch, Martha!: Kriminalroman by Eva Klöck

Mensch, Martha!: Kriminalroman by Eva Klöck

Autor:Eva Klöck [Klöck, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Kriminalroman, Krimi
ISBN: 9783899303049
Herausgeber: Verlag Hans Schiler
veröffentlicht: 2010-02-24T23:00:00+00:00


–14–

Martha kauft Kuchen, eine Flasche Rotwein und für Rebekka eine Benjamin-Blümchen-Kassette.

Zu Hause stellt sie die Blumen ins Wasser, setzt Teewasser auf und deckt den Tisch im Wohnzimmer. Sie hätte gerne noch geduscht, aber es ist schon kurz nach halb sechs.

Am offenen Fenster raucht sie eine Zigarette. Rebekka und Barbara kommen gerade um die Ecke. Rebekka hat ein rotes Nickituch wie ein Stirnband umgebunden. Ausgerechnet.

Sie öffnet die Wohnungstür, bevor Rebekka klingeln kann. »Hallo, Mäuschen!« Es folgt eine Aua-Umarmung; man drückt sich so fest, bis eine aua! sagt und somit verloren hat. Martha zieht den Kürzeren.

Während Rebekka Schuhe und Jacke auszieht, erzählt sie von der Schule, von der dicken Lilli, die in Sport heute von den Buben ausgelacht wurde, von den Drittklässlern, die in der Pause immer schubsen, und davon, dass sie am Montag auf einen Kindergeburtstag eingeladen ist. »Du musst morgen mit mir ein Geschenk kaufen gehen!«

»Mach ich. Von wem hast du denn das Tuch?«

»Von Barbara.«

»Sieht süß aus, gell?« sagt Barbara und zupft es ihr an der Stirn zurecht.

»Trinkst du eine Tasse Tee mit?«

»Gerne.«

Rebekka freut sich über Benjamin Blümchen. »Ich höre mir die Kassette an. Ihr redet ja doch bloß wieder erwachsenes Zeug«, sagt sie und verschwindet in ihrem Zimmer.

Barbara stellt eine Tüte mit Tupper-Schüssel auf den Küchentisch. »Das ist Hackbraten. Beste Grüße von Mama.« Ich sollte Vegetarierin werden!

Martha trägt Tee und Kuchen ins Wohnzimmer; Barbara geht das CD-Regal durch. »Darf ich Musik machen?«

»Ja, aber bitte nicht Grönemeyer!«

»Ich dachte, den hörst du gern?«

»Im Moment gerade nicht.«

Barbara legt Phil Collins auf. Martha stellt fest, dass Barbara um ein weiteres Loch am Gürtelende dünner geworden ist.

»Wie geht’s dir denn?« fragt sie, während sie Tee eingießt.

»Es geht.«

»Etwas genauer?«

Barbara setzt sich in den großen Sessel und legt sich ein Stück Streuselkuchen auf den Teller. »Rainer lässt mich nicht in Ruhe. Er will Geld von mir.«

»Geld?« Martha ist überrascht.

»Ja. Er hat eine Art Spesenrechnung aufgestellt. Sein Flugticket zum Beispiel, das Geld, das ich mitgenommen hab und was weiß ich noch alles.«

»Und was machst du?«

Barbara tippt sich mit dem Finger an die Stirn. »Ich werde dem noch Geld geben!«

»Er lässt dir keine Ruhe. Was heißt das konkret?«

Barbara schlürft Tee. »Er ruft mitten in der Nacht an. Deshalb schalte ich mein Handy ab und ab zehn Uhr stecke ich das Telefon aus.«

»Und sonst?« Martha ahnt, dass es sich nicht in Telefonterror erschöpft.

»Vorgestern Abend war ich mit Kathrin und Greta im Kino. Er hat mich abgepasst, als ich nach Hause kam. Er stand im Schatten der Garage.«

»Und dann?«

»Dann hab ich losgeschrien. Auf der anderen Straßenseite waren zwei Spaziergänger mit Hund. Sie wurden aufmerksam. Da hat er sich vom Acker gemacht.« Barbara hat ihre Tasse geleert und betrachtet den Tassenboden, als könnte sie daraus die Zukunft lesen.

»Hast du Angst vor ihm?« fragt Martha.

»Nein. Aber manchmal schmerzen die Handgelenke noch.« Sie pflückt Streusel von ihrem Kuchenstück und isst sie einzeln. »Mama hat recht behalten. Sie war von Anfang an gegen diese Reise.«

»Nein!« widerspricht Martha und gießt Tee nach. »Mama hat eben nicht recht behalten! Ihre Sorgen bezogen sich auf Malaria, Schlangenbisse und Kellner, die den Touristen Drogen in die Getränke mischen, um sie anschließend auszurauben.



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